Barista-Wissen

Espressoröstungen vs. Kaffeeröstungen – Wo liegt der Unterschied?

Zusammenfassung: Espressobohnen werden länger als normale Kaffeebohnen geröstet, wodurch sie dunkler und intensiver im Geschmack sind. Der Koffeingehalt von Espresso ist nicht unbedingt höher als bei Kaffee – er ist lediglich konzentrierter. Längere Röstzeiten bringen mehr ätherische Öle hervor und reduzieren die Chlorogensäure, was Espresso oft bekömmlicher macht.

Kaffeeliebhaber wissen: Für einen guten Espresso braucht es eine hochwertige Espressobohne. Doch was genau unterscheidet diese von einer herkömmlichen Kaffeebohne? Und welche Bohnen sind für welche Zubereitungsmethoden besonders geeignet? Wir von Espresso Marese beleuchten diese grundlegenden Fragen einmal genauer.

Wann ist Kaffee eigentlich Kaffee?

In Deutschland wird vieles gesetzlich geregelt – auch Kaffee. Laut der „Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte“ darf eine geröstete Kaffeebohne bis zu 5 % Wasser enthalten. (1) Dieser Wassergehalt gibt bereits einen ersten Hinweis auf die Unterschiede zwischen Kaffee- und Espressobohnen. Denn obwohl eine Espressoröstung die gesetzliche Definition einer Kaffeeröstung erfüllt, ist ihr Wassergehalt in der Regel niedriger als der einer durchschnittlichen Kaffeeröstung. Eine gesetzliche Regelung, ab wann eine Bohnenröstung ein Espresso ist, gibt es allerdings nicht einmal in Deutschland.

Kaffeeröster
Ob es sich am Ende um eine Espressobohne handelt, hängt vom Röstverfahren ab.

Das Röstverfahren macht den Unterschied

Kaffeebohnen, die für Espresso bestimmt sind, werden in der Regel länger geröstet als Bohnen für Filterkaffee oder Café Crema. Durch diese längere Röstzeit verlieren sie mehr Flüssigkeit und Gewicht. Während Kaffee oft nur bis zu zehn Minuten geröstet wird, dauert die durchschnittliche Espressoröstung mit etwa 18 Minuten fast doppelt so lange.

Das hat mehrere Auswirkungen:

  • Dunklere Farbe: Espressobohnen sind intensiver geröstet und dadurch dunkler.
  • Mehr ätherische Öle: Diese sorgen für eine samtige Crema in der Tasse.
  • Geringerer Säuregehalt: Durch die lange Röstung wird die Chlorogensäure reduziert, was Espresso oft bekömmlicher macht als normaler Kaffee.
  • Kräftigerer Geschmack: Durch die längere Röstdauer entstehen komplexere Aromen, die dem Espresso seine typische Intensität verleihen.

Legt man eine Handvoll Espressobohnen neben eine Handvoll für Café Crema geröstete Bohnen, dürfte auch ein Laie sie schnell unterscheiden können. Neben der dunkleren Farbe glänzen Espressobohnen oft stärker, da die ätherischen Öle nach außen gedrungen sind.

Kaffeebohnen mit Verpackung und einem Glas
Typische Espressobohnen sind meist dunkler als andere Kaffeebohnen.

Spielt der Koffeingehalt eine Rolle?

Haben Espressobohnen wirklich mehr Koffein als Kaffeebohnen? Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Oft stimmt es sogar, doch tatsächlich ist es nicht ganz korrekt. Der Koffeingehalt bleibt durch die Röstung weitgehend konstant, wenn überhaupt nimmt die Koffeinmenge im Laufe der Zeit leicht ab. Der Unterschied liegt lediglich in der Konzentration: Eine Tasse Espresso enthält mit 30 bis 35 mg Koffein eine ähnliche Menge wie eine Tasse Kaffee, jedoch in einem kleineren Volumen.

Wichtig ist aber auch die Zusammensetzung der Bohnen einer Mischung: Klassische Espressoröstungen bestehen oft aus einer Mischung von Arabica- und Robusta-Kaffeebohnen. Robusta-Bohnen enthalten mehr Koffein als Arabica-Bohnen, weshalb Espressomischungen mit Robusta-Anteil oft einen höheren Koffeingehalt aufweisen.

Zubereitungsmethode: Espresso aus dem Kaffeevollautomaten

Viele Kaffeevollautomaten bieten eine Espresso-Funktion. Doch welche Bohnen sollte man hier verwenden? Verfügt der Automat über nur ein Bohnenfach, sollte man eine Sorte wählen, die sowohl für Espresso als auch für andere Kaffeespezialitäten geeignet ist. Viele Röstereien bieten entsprechende Mischungen an.

Wer jedoch Wert auf echten Espresso legt, greift meist zu einer speziell gerösteten Espressobohne – und zur Espressomaschine mit Siebträger. Viele Kaffeevollautomaten simulieren die Zubereitungsmethode eines Siebträgers nur und helfen bei der Crema beispielsweise durch Luftbläschen nach.

Mokkakanne
Auch leckerer Kaffee, aber eine Mokkakanne kann keinen echten Espresso zubereiten.

Zubereitungsmethode: Espresso aus der Espressokanne

Die Espresso- oder Mokkakanne ist besonders in Frankreich und Italien beliebt. Der Begriff „Espressokanne“ ist jedoch etwas irreführend, da mit dieser Methode kein echter Espresso zubereitet wird. Zwar arbeitet auch die Mokkakanne mit Druck, jedoch erreicht sie nicht die für Espresso notwendigen 9 bar. Das zeigt sich vor allem an der fehlenden oder nur schwach ausgeprägten Crema.

Dennoch ist die Mokkakanne eine beliebte Alternative, insbesondere für eine kräftige Note zu Kaffeespezialitäten wie Cappuccino oder Latte Macchiato. Auch hier eignen sich Espressoröstungen hervorragend, allerdings sollte das Mahlgut etwas gröber sein als für den Siebträger sein.

Gibt es eine spezielle Kaffeebohne für Espressokaffee?

Streng genommen unterscheiden sich Kaffee- und Espressobohnen nur durch das Röstverfahren. Eine spezielle „Espressobohne“ gibt es also nicht. Allerdings eignen sich einige Bohnen besser für die Zubereitung von Espresso als andere. Traditionell bevorzugen viele Espressoliebhaber Robusta-Bohnen, da sie eine dickere Crema und einen kräftigeren Geschmack bieten.

Fazit

Ob für Kaffee oder Espresso – die Röstung macht den größten Unterschied zwischen Kaffee- und Espressobohnen aus. Wer kräftigen Geschmack und eine samtige Crema liebt, greift zur Espressoröstung. Für die Nutzung im Vollautomaten oder Siebträger gibt es angepasste Bohnen, die je nach Zubereitungsart für das beste Geschmackserlebnis sorgen.

Letztendlich bleibt es eine Frage des persönlichen Geschmacks: Ob fruchtige Noten eines hell gerösteten Filterkaffees oder die schokoladigen, intensiven Aromen eines dunklen Espressos – mit der richtigen Bohne und der passenden Zubereitungsmethode wird jeder Kaffee zum Genuss.

(1) Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte: https://www.gesetze-im-internet.de/kaffeev_2001/BJNR310700001.html

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert